Die Vorläufer des Apollo-Programms

Das Mercury-Programm

Die ersten „Testpiloten” des Mercury-Projekts waren, ebenso wie im Raumfahrtprogramm der UDSSR, Tiere: Nach Tests mit kleineren Säugetieren wie z.B. Mäusen startete am 31. Januar 1961 der Schimpanse Ham zu einem 16,5-minütigen Flug mit einer Redstone-Rakete und erreichte eine Höhe von ca. 252 km [SGA1966, S. 313ff]. Dies war höher als ursprünglich vorgesehen, da zum einen der Flugwinkel steiler als geplant war, und zum anderen das Capsule Escape System zu früh von der Raumkapsel getrennt wurde.

Durch diese frühzeitige Trennung erhielt die Kapsel mehr Schub als geplant. Doch trotz dieser Abweichungen vom geplanten Verlauf der Mission führte Ham die ihm antrainierten Arbeiten (das Verstellen von Hebeln) durch und kehrte wohlbehalten zur Erde zurück [SGA1966, S. 310ff].

Am Mittwoch, dem 12. April 1961 war es schließlich soweit, dass auch ein Mensch in den Weltraum flog und gesund wieder auf der Erde landete. Doch handelte es sich nicht um einen Amerikaner, sondern um den Sowjetrussen Juri Gagarin, der mit der Vostok 1 einen 108-minütigen Orbitalflug durchführte [NAS2011e]. Wiederum handelte es sich also um einen sowjetischen Erfolg.

Mercury-Astronaut Ham,
31. Januar 1961
[NAS2011a]

Mercury-Astronaut Alan Shepard,
5. Mai 1961 [NAS2011b]

Doch bereits am 5. Mai 1961, einem Freitag, flog dann auch ein US-Amerikaner in den Weltraum: Alan Shepard. Shepards Flug dauerte nur 15 Minuten und 28 Sekunden [NAS2015b], bzw. 15 Minuten und 22 Sekunden gemäß dem Werk „This New Ocean” [SGA1966, S. 341]. Diese Diskrepanz ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass in [NAS2015b] nur Shepards Flug allgemein dargestellt ist, in [SGA1966] jedoch explizit die „in flight”-Zeit genannt wird.

Die USA hatten nun also ihre ersten Erfahrungen mit der bemannten Raumfahrt gemacht, und die Zuversicht war groß, dass man noch wesentlich weiter mit dem Raumfahrtprogramm gehen könne.

John F. Kennedy erklärt die Mondlandung zur nationalen Aufgabe

Weniger als drei Wochen nach Shepards Flug erklärte Präsident John F. Kennedy die Mondlandung zu einer nationalen Aufgabe, der sich die USA stellen sollten. Am 25. Mai 1961 sagte er vor dem Congress:

I believe this nation should commit itself, to achieving the goal, before this decade is out, of landing a man on the Moon and returning him safely to the earth. No single space project in this period will be more impressive to mankind, or more important in the long-range exploration of space; and none will be so difficult or expensive to accomplish. [NAS61]

Dr. Werner von Braun erklärt Präsident John F. Kennedy das Saturn-System,
16. November 1963 [NAS2013].

John F. Kennedy am 12. September 1962 in Houston, Texas [NAS1962]

Im darauffolgenden Jahr, am Mittwoch, dem 12. September 1962, hielt er im Rice-Stadion in Houston, Texas, eine begeisternde Rede, in der er den festen Entschluss zu einer bemannten Mondlandung noch im gleichen Jahrzehnt bekräftigte. Aus dieser Rede stammt sein berühmtes Zitat:

We choose to go to the moon in this decade and do the other things, not because they are easy, but because they are hard, because that goal will serve to organize and measure the best of our energies and skills, because that challenge is one that we are willing to accept, one we are unwilling to postpone, and which we intend to win, and the others, too. [NAS1962]

Das Ziel stand fest, doch der Weg dahin noch nicht. Zunächst mussten weitere Erfahrungen mit der bemannten Raumfahrt gesammelt werden. Dazu diente das weiterhin laufende Projekt Mercury. Für die Flüge zum Mond war das Apollo-Programm vorgesehen. Apollo war als Nachfolgeprojekt von Mercury angesetzt und erhielt bereits 1960 seinen Namen von Abraham Silverstein, Direktor des NASA Space Flight Programms in den späten 1950er-Jahren [NAS2009c]. Zu Beginn war Apollo auch nicht ausschließlich auf eine bemannte Mondlandung ausgelegt, auch bemannte Mondumkreisungen gehörten zu den potentiellen Zielen [DRY1961]. Spätestens nach Kennedys Rede vor dem Congress (s. o.) war jedoch die bemannte Mondlandung das Ziel des Apollo-Programms.

Um zum Mond und wieder zurück zu gelangen, mussten große Lasten in den Weltraum befördert werden: Treibstoff, Sauerstoff, Wasser, technische Systeme, etc. – dafür wiederum waren leistungsstarke Trägerraketen nötig. Auch musste geklärt werden, ob der Mond im Direktflug erreicht werden konnte, oder ob man andere Möglichkeiten nutzen sollte. Wernher von Braun bevorzugte zwar zunächst die Direktmethode, war aber offen für andere Vorschläge und Ideen. Für einen Direktflug, bei dem auch das gesamte Mondlandefahrzeug wieder vom Mond startete, wären noch größere Lasten in den Weltraum zu bringen gewesen als es selbst die später gebaute Saturn V (siehe Saturn V) ermöglicht hätte. Es wurde bald klar, dass die Lasten verringert werden mussten. Was dazu führte, das Raumfahrzeug modular zu bauen: Im Mondorbit würde sich das Raumschiff teilen und nur eine Landefähre auf dem Mond landen. Von dieser Mondlandefähre würde wiederum nur ein Teil, die Aufstiegsstufe, zum Mutterraumschiff im Mondorbit zurückkehren. Die Teile, die also nicht mehr benötigt wurden, würden vor Ort zurückgelassen. Eine solch komplexe Vorgehensweise bedingte aber Rendezvous- und Andockmanöver im Mondorbit. Um solche Manöver sowie weitere nötige Techniken für eine bemannte Mondlandung beherrschen zu können und um die Zeit bis zu den ersten Flügen im Rahmen des Apollo-Programms zu überbrücken, wurde das Projekt Gemini gestartet, in dem zahlreiche spätere Apollo-Astronauten tätig waren.