Die Apollo-Missionen

Roger Chaffee, Ed White, Gus Grissom trainieren im Simulator für die Mission [NAS1967b]

Apollo 1 - die Mission, die nie startete

Die erste Mission, die im nachhinein als Apollo-Mission bezeichnet wurde, war AS-204, ein für den 21. Februar 1967 geplanter Flug. Doch dieser Flug fand nie statt.

Die Besatzung bestand aus

  • Virgil I. „Gus” Grissom, Commander

  • Edward H. White II, Senior Pilot

  • Roger B. Chaffee, Pilot

Am 27. Januar 1967 kam es zu einer Katastrophe: Bei einem Bodentest entstand in der Raumkapsel ein Feuer. Da die Atmosphäre in der Kapsel aus reinem Sauerstoff bestand, breitete sich dieses Feuer rasend schnell aus. Außerdem waren die Luken nicht auf schnelles öffnen ausgelegt; es dauerte fünf Minuten, bis die Bodenmannschaft die Luke offen hatte [NAS1967c, 4-6]. Da war es jedoch bereits zu spät für die Astronauten. Ed White, Gus Grissom und Roger Chaffee, kamen ums Leben. Die Mission AS-204 wurde später in Apollo 1 umbenannt.

Die Ermittlungen zur Unfallursache begannen umgehend, und in innerhalb der nächsten Monate wurden die verschiedensten Hypothesen untersucht. So stand Ende Februar bereits fest, dass das Feuer mehrere Phasen hatte: Zunächst brannte für mehrere Sekunden ein kleineres Feuer, das von der Crew nicht bemerkt wurde, da es sich unter der Ebene der Sitze befand. Darüber hinaus atmeten die Astronauten über das Lebenserhaltungssystem, nicht direkt aus der Kabine. Daher bemerkten sie keinen Rauchgeruch. [NAS1967c, 3-55ff]

Das Feuer ernährte sich von Nylon-Gewebe, Klebeband und Isoliermaterial in der Kabine. Mit der ansteigenden Temperatur stieg auch der Druck an, was schließlich zu Rissen im inneren der Kabine führte. Dadurch wiederum konnte sich das Feuer weiter ausdehnen, auf den äußeren Bereich der Kabine übergreifen und von dort schließlich auf die Außenseite des Command Module. Dies geschah ca. 15 Sekunden nach der ersten Meldung über das Feuer, was zeigt, wie schnell es sich ausbreitete. [NAS1967c, 3-48, 3-57]

Das Risiko eines Brandes war unterschätzt worden; im Abschlussbericht der Untersuchungskommision schreibt Robert Seamans (NASA Deputy Administrator), dass die vorausgegangenen sechs Jahre erfolgreicher bemannter Raumfahrt und zahlreiche Bodentests zu einer Gefahrenblindheit führten. Natürlich gab es Sicherheitsmaßnahmen und auch die Gefahr eines Feuers in einer Raumkapsel wurde ernstgenommen. Aber Bodentests galten nur dann als besonders gefährlich, wenn Treibstoff oder Pyrotechnik zum Einsatz kam. So galt auch der Bodentest von AS-204 als unkritisch, so dass keine besonderen Schutzmaßnahmen ergriffen wurden, obwohl die Kapsel mit reinem Sauerstoff gefüllt war. [NAS1967c, 3-58ff]

Der Abschlussbericht macht zahlreiche Vorschläge für Verbesserungen, wie schneller zu öffnende Luken, Einsatz brennbarer Materialien nur dann, wenn es nötig ist, und bei Bodentests keine Atmosphäre aus reinem Sauerstoff mehr einzusetzen. [NAS1967c, 3-58ff]

Dennoch war die Resonanz der Öffentlichkeit auf diesen Abschlussbericht verhalten, da er von der NASA, also der verantwortlichen Stelle, verfasst wurde. Es gab daher auch vor dem US Congress Anhörungen. In einer Senatsanhörung am 27. Februar 1967 fragte Senator Walter Mondale (späterer Vizepräsident unter Jimmy Carter) nach einem Bericht über die Leistung von North American Aviation, dem Hersteller des Command Module. [SEA2007, 76]

Samuel C. Phillips, Director des Apollo Manned Lunar Landing Program, leitete von November bis Dezember 1965 ein Team, welches Probleme bei North American Aviation untersuchte. Im sogenannten „Philips Report” vom 19. Dezember 1965 beschrieb er die gefundenen Probleme: Nichteinhaltung von Zeitvorgaben, Missmanagement und Ähnliches. [NAS1965]

Der Bericht wurde Robert Seamans vorgelegt, gelangte jedoch nicht zu James E. Webb (NASA Administrator), der daher in der Senatsanhörung angab, nichts über einen solchen Bericht zu wissen. Der Senat kritisierte in seinem Bericht, dass der „Philips Report” nicht von vornherein offen gelegt wurde, kam jedoch zu dem Schluß, dass dieser in keiner Verbindung zu dem Unfall stand. [CON1968, 12] Die Schuld, die auch der Senat bei der NASA fand, war diejenige, die ohnehin bereits fest stand: Eine gravierende Unterschätzung der möglichen Gefahren, die auf übermäßiges Selbstvertrauen und auf Selbstzufriedenheit zurückzuführen ist. [CON1968, 9-10]

Nach der Brandkatastrophe wurde nicht nur das Command Module gründlich überarbeitet, sondern auch das Tempo des gesamten Apollo-Programms wurde heruntergefahren. So tragisch der Unfall auch war, er brachte die NASA dazu, geordneter vorzugehen und sich der Gefahren der bemannten Raumfahrt wieder bewusster zu werden. Und dies wiederum kam dem weiteren Apollo-Programm sehr zu Gute.